Martuni – Meghri (13.05 – 19.05)
Für uns hieß es Abschied nehmen vom Sevan See und das bedeutete gleichzeitig, es geht wieder bergauf. Landschaftlich war die Strecke sehr schön, anstrengend wars aber trotzdem. Kurz nach der Passhöhe stoppten wir an einer Karawanserei der alten Seidenstraße und während wir dort an einem Verkaufsstand Wein probierten, kam ein weiterer Reiseradler aus Deutschland hinzu. Nach kurzem Austausch ließen wir uns weiter bergab rollen und merkten förmlich wie es wärmer wurde. Im schönen Yeghegnadzor verbrachten wir den Nachmittag und die Nacht.

Am nächsten Tag mussten wir alle Höhenmeter, welche wir tags zuvor heruntergerollt waren wieder bergauf radeln. Eine Begegnung mit einem iranischen LKW Fahrer, der mit uns eine Melone teilte, sorgte für einen neuen Motivationsschub. Auch bekamen wir Nussriegel aus einem Auto gereicht. Wenige Kilometer vor der Passhöhe holte uns dann aber ein Gewitter ein und so waren wir sehr froh, als wir oben angekommen waren und die Sonne sich wieder zeigte. Außerdem wurden wir direkt von einem polnischen Reisebus belagert, begeistert fotografiert und ausgefragt: woher kommt ihr, seit wann seid ihr unterwegs, wo seid ihr entlang gefahren, was wiegt euer Tandem, wo liegt euer Ziel? Sind die häufigsten Fragen. Dann ging es abwärts um an einem Stausee einen Zeltplatz für die Nacht zu suchen. Der Tag ging regnerisch zu Ende doch zum Glück war der nächste Morgen nur bewölkt und wir machten uns auf den nächsten Pass zu bezwingen (langsam macht es keinen Spaß mehr…). Wenn der höchste Punkt erreicht ist, kommt man meist sehr schnell voran und so verbrachten wir einen Nachmittag in Goris um Geld für den Iran zu wechseln und die Ergebnisse unserer Masterarbeiten zu feiern :-).

Am nächsten Morgen ging es wieder bergauf (es gibt einfach keine Ebenen in Armenien) doch bald erreichten wir die Wings of Tatev, eine Gondelanlage, die über 5 Kilometer lang ist und ein großes Tal überspannt. Dieses moderne Bauwerk steht im vollkommenen Kontrast zu unseren zuletzt bereisten Ländern und passt so gar nicht an diesen Ort. Trotzdem scheint sich die Investition gelohnt zu haben, unsere Gondel war voll (inklusive Tandem) und auch folgende schienen gut gefüllt (die Aussicht ist auch wahnsinnig toll). Das liegt vor allem am Kloster Tatev, welches ein touristischer Höhepunkt Armeniens ist. Nachdem wir dieses besichtigt hatten begaben wir uns auf eine unbefestigte Straße, welche bergauf und bergab durch schöne Natur führte. Für die Nacht fragten wir, wieder zurück auf einer normalen Straße, bei einem Restaurant, ob wir dort zelten dürften. Der Abend endete mit typischem Kebab und Schnaps trinken (Paul) und tanzen (Johanna) mit einer armenischen Familie, die Geburtstag feierte.

Den nächsten Tag verbrachten wir im nahe gelegenen Kapan, da Paul sich nicht besonders gut fühlte.
Nach einem Tag Pause gingen wir die nächste Passhöhe an. Von ca. 700 m ü. NN auf 2553 m ü. NN. 40 Kilometer den Berg hinauf. Dazu benötigten wir den ganzen Tag und zelteten dann ganz oben umgeben von einem tollen Panorama teilweise schon mit Blick auf den Iran.

Die Nacht war dann leider etwas stürmischer als gedacht und wir konnten nicht so gut schlafen, dafür war der Beginn des nächsten Tages sehr entspannt, vor allem weil ich hinten sowieso nicht bremsen kann :-). Im Tal liegt nicht nur die Grenze zum Iran, auch die Vegetation ist deutlich anders als im sonstigen Armenien. Zum ersten Mal nahmen wir exotische Gerüche wahr und bewunderten große Feigenbäume und das viele Grün. Nach einem ersten Mittagessen legten wir die letzten Meter Richtung Iran entlang eines gut bewachten Grenzzauns zurück, gespannt was uns auf der anderen Seite erwarten würde.