Dushanbe – Khorog (02.07. – 12.07.)
Um 6.00 Uhr klingelte der Wecker und es fiel uns gar nicht so schwer, etwas früher aufzustehen. Zum einen, weil kurz darauf die Sonne das Zelt aufheizt und der Papagei im Garten unserer Gastgeberin die verschiedensten Töne von sich gibt, zum anderen, weil wir schon sehr gespannt auf den Pamir Highway waren. Nach Frühstück und Verabschiedung schafften wir es ca. 30 Minuten nach Beth und Max, einem Paar aus England, auf die Straße. Natürlich waren die ersten Kilometer nicht besonders spannend, schließlich mussten wir erstmal der Hauptstadt Tadjikistans entkommen. Nach nicht allzu langer Zeit trafen wir die zwei vor uns gestarteten Radfahrer an einem Supermarkt wieder. Dann holten wir die beiden wieder bei einem zweiten Frühstück ein und schlossen uns an. Von da an fuhren wir gemeinsam in Richtung der tadschikischen Berge. In einer ausgedehnten Mittagspause unter Weintrauben nahe einer Schule bekamen wir vom Direktor Tee und circa 25 kleine Äpfel spendiert. Nicht gerade die optimale Beladung für einen Tag mit um die 1000 Höhenmeter. Beth löste das ganz gut, indem sie begann, diese an Kinder in den Dörfern zu verteilen. Als wir am späten Nachmittag an einer Quelle Wasser filterten, holte uns dann auch noch ein Japaner ein, welcher ebenfalls in Veros Garten gezeltet hatte. So machten wir uns zu fünft mit noch mindestens 15 Äpfeln, vielen gefüllten Wasserflaschen und einem vollen 10 Liter Wassersack auf die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz. Wir wurden neben einem kleinen Fluss fündig, zwar waren wir nicht versteckt, aber keiner unserer Besucher und Beobachter verscheuchte uns, stattdessen bekamen wir von einem Mann auf einem ordentlichen Pferd bestätigt, dass es in Ordnung sei unsere Zelte für die Nacht aufzubauen. So kochten wir erst Kartoffeln mit Zwiebeln und Tomaten und danach die übrigen Äpfel.
Als wir am nächsten Morgen noch unsere leckeren Äpfel aßen, machte der Japaner sich schon auf den Weg. So setzen wir unsere Reise zu viert fort und rollten bergab durch ein schönes Flusstal. Die Kombination gute Straßenverhältnisse und tolle Landschaft hielt nicht lange an und wir kämpften uns schon bald unebene, mit Sand und Kies bedeckte Wege auf und ab. Der immer währenden Hitze wegen verbrachten wir unter Maulbeerbäumen eine lange Mittagspause und schafften im Anschluss nur noch ein paar Kilometer. Mit frisch gefilterten Wasser aus dem letzten Dorf bezogen wir unseren Zeltplatz auf einer weiten Ebene und Paul entdeckte gar nicht weit entfernt einen Bewässerungschlauch, welcher in einem Baum gehängt eine super Dusche ergab. Danach wurden die Benzinkocher angeworfen und wir kochten Nudeln mit Soße.
Wie wir von anderen Radreisenden gehört hatten, war die vor uns liegende Straße wohl kurz zuvor durch einen Erdrutsch versperrt gewesen. Als wir am nächsten Tag dort entlang fuhren, war davon nichts mehr zu sehen. Betrachtete man aber die steilen Hänge so brauchte es nicht viel Vorstellungskraft, wie es dazu gekommen sein könnte. Dieser Risikofaktor bescherte uns ein beeindruckendes Landschaftsbild. Doch dem war nicht genug Abenteuer. Nach dem ersten von vielen Checkpoints, an welchem unsere Pässe und Visa kontrolliert wurden, erreichten wir eine Brücke. Wobei diesem Bauwerk der Name Brücke kaum mehr zusteht. Da wir zuvor schon Autos gesehen hatten, die es von einer Seite auf die anderen geschafft hatten, wagten wir uns todesmutig und mit klopfendem Herzen auf die eigentlich schon eingebrochene Brücke und beobachteten fassungslos und mit noch weichen Knien, wie nach uns ein LKW das Teil einer Belastungsprobe unterzog. Diesmal hielt sie noch, dennoch hoffe ich, dass sie irgendwann einfach in sich zusammen fällt, ohne, dass gerade ein Auto darauf fährt.
Wir fuhren weiter und hielten oft an, um Fotos von der tollen Landschaft zu machen. Zur Mittagszeit gelangten wir an einen herrlich erfrischenden Bergsee in welchem wir uns sowohl vor und nach dem Mittagessen abkühlten. Am Nachmittag fing es tatsächlich an zu regnen, was uns freute, da die Sonne normalerweise auch hier tagsüber die Temperaturen in Bereiche über dreißig Grad treibt. Richtig ungemütlich wurde es dann erst während unseres Abendessens. Bei Sturm und Gewitter verlor Max beinahe seine Isomatte, die ihm beim Aufpusten vom Wind aus der Hand gerissen wurde. Unsere restlichen Sachen schafften wir alle rechtzeitig unterzubringen und setzten das Abendessen im Zelt fort.
Schon in der Nacht und auch am nächsten Morgen fühlte ich mich nicht gut. Trotzdem bepackten wir die Räder und machten uns auf den Weg, denn den Tag im Zelt in der Sonne zu verbringen war keine wirkliche Option. Am frühen Mittag erreichten wir eine kleine, herausgeputzte Stadt. Im schattigen Garten eines Restaurants gab es stärkende Suppe, kalte Cola und ein Fleckchen Wiese zum Ausruhen. Eine absolute Ausnahme, in den meisten Dorfläden gibt es kaum mehr als instant Nudeln und offene Keksboxen. Als wir nach einer Weile wieder aufbrachen fühlte ich mich viel besser und so ging es entlang, über und einmal auch durch einen kleinen Fluss. In jedem kleinen Dorf wimmelt es von Kindern und wir können das „hello, hello!“ Rufen kaum noch hören, versuchen aber trotzdem jedes Mal freundlichen zurück zu grüßen. Am Nachmittag begannen wir dann die ersten Höhenmeter des ersten großen Passes zu machen. Nachdem wir an einem Dorfbrunnen die Wasservorräte für die Nacht gefiltert hatten, begann die Zeltplatzsuche. Diese zog sich ganz schön, im Anbetracht dessen, dass wir gute 10 Liter Wasser mehr als sonst am Rad hatten und die Anstiege teilweise echt steil waren. Das kostete mich wieder richtig Energie. Zum Glück fanden wir dann trotz engem Tal einen passablen Zeltplatz und ich fiel ins Bett, nachdem ich etwas gegessen hatte, während die anderen noch eine Brandy Verkostung einlegten.
Am nächsten Tag lag ein gutes Stück Arbeit vor uns. Entsprechend meiner Magenprobleme gingen wir es gemächlich an und erreichten gegen 16.00 Uhr die Passhöhe auf 3252,8 m ü. NN. Schon beim bergauffahren begeisterte uns die Landschaft, bergab kamen wir aber aus dem Staunen und Fotos machen gar nicht mehr heraus. So erreichten wir recht spät und ordentlich durchgeschüttelt (der „Straßen“verhältnisse geschuldet) Qalai Khum. Endlich eine Dusche, ein vernünftiges Bett und sogar eine Klimaanlage. Außerdem Bier zum Abendessen (nur nicht für meinen Magen). Nach einer erholsamen Nacht ließen wir es gemütlich angehen. Um 16.00 Uhr ging es einigermaßen erholt wieder los. Diesmal entlang des Flusses Panj, der gleichzeitig die Grenze zu Afghanistan bildet. Es ist schwierig das Gefühl zu beschreiben, das wir hatten, als wir erste Blicke auf dieses Land erhaschten. Wir sahen einfache Dörfer bestehend aus Lehmhäusern hinter denen sich, wie auch auf tadjikischer Seite, riesige Berge erhoben. Einfachste in den Fels gehauene Wege, Eselreiter und Motorräder und sogar Kinder die uns laut rufend zuwinkten. Die Straße auf unserer Seite war um einiges besser ausgebaut, wenn auch trotzdem nur passabel. Dies hängt sicher auch mit dem Lkw Verkehr zusammen. In Deutschland würde die Strecke nicht Mal für Autos freigegeben werden, zu schlecht der löchrige Schotterbelag oder Gefahren, dass ein Stück der Straße herausbrechen könnte oder ein Erdrutsch heruntergleitet. Nach gut 20 km bauten wir unsere Zelte auf dem Grundstück einer netten Familie auf, die uns mit etwas Essen versorgte, für das wir gerne einen kleinen Betrag zahlten und dann den Abend, den Sternenhimmel beobachtend, mit guten Gesprächen ausklingen ließen.
Wir starteten früh am Morgen um die frische Morgenluft zu nutzen. Leider hielt diese nicht lange an und die Mittagshitze und das ständige auf und ab im engen Flusstal zwangen uns zu einer längeren Pause. Dafür waren wir dann am Abend noch bis 20.00 Uhr unterwegs, da wir auch diese kühlere Tageszeit nutzen wollten. Ziemlich müde zelteten wir im Garten eines sehr einfachen Trucker-Restaurants und ließen uns zum Abendessen Suppe servieren.
Der nächste Tag begann um 5.30 Uhr. Wir kamen gut voran und gönnten uns diesmal bewusst eine lange Mittagspause und bereiteten Rührei und Kartoffelsalat zu. Danach ging es auf nun deutlich besserer Straße gut voran, allein die Suche nach einem vernünftigen Zeltplatz kostete uns in der stark besiedelten Gegend viel Zeit. Leider konnten wir nicht wirklich ruhig schlafen, da der Feldweg neben unserem Übernachtungsplatz doch stärker mit Autos frequentiert war, als erwartet.
Die letzten 60 km nach Khorog bewältigen wir am nächsten Vormittag und trafen dann ein weiteres Mal durch Zufall Pascal im indischen Restaurant der Stadt wieder, in welchem wir es uns schmecken ließen und danach ein Zimmer in einem netten Homestay bezogen. Wir genossen Mal wieder eine Dusche, gemütliche Betten und das Nichtstun und Erholen von den letzten eindrucksvollen, aber auch sehr anstrengenden Tagen mit unseren neu gewonnenen Freunden Beth und Max.
Wünsch Euch weiter eine gute Reise. LG Eva
Das ist ja sicher die beeindruckendste Etappe bisher. Kaum zu toppen, oder? …. Und das ganze auch noch mit „halber Kraft“! Abenteuerlich
Genießt die tolle Landschaft und werdet wieder ganz gesund.
Liebe Johanna und lieber Paul, schön, daß ihr zwei neue – ich vermute weitgehend gleichgesinnte – Freunde gefunden habt. Was allerdings weniger erfreulich ist, ist das wechselhafte Unwohlsein!
Auch wir wünschen Euch natürlich, daß ihr bald wieder ganz fit und voll einsatzfähig seid, denn erst dann könnt Ihr alles richtig geniessen! Liebe Grüsse und weiterhin viele unvergessliche Eindrücke
und Erlebnisse wünschen Euch Christa und Werner.
Sieht ja sagenhaft aus, diese. Berge! Wir denken an euch, wenn wir lächerliche 300 hm hier (mit blacky im Kinderradanhänger)) zum nächsten Badesee radeln und dann erschöpft sind!
Liebe Grüsse karin,armin und blacky
Na, steckt ihr in einem Funkloch oder war das WLAN-Kabel nicht lang genug? Ich guck schon jeden Tag nach Neuigkeiten von Euch. Hoffe es geht Euch gut! LG Eva
Uns geht es super. Waren in letzter Zeit aber wirklich in Gegenden ohne fließend Wasser und Strom. Da gab es natürlich auch kein Internet. In ein paar Tagen gibts dann aber einen neuen Bericht. Liebe Grüße
😀