Khorog – Alichur (13.07.17 – 19.07)
Nach zwei radfreien Tagen verließen wir und mit uns noch 6 weitere Radfahrer Khorog in Richtung Wakhan Korridor. Wir teilten uns in zwei Gruppen und so machten wir wieder mit Max und Beth den Pamir unsicher, während die andere Gruppe ein deutsch/französisch/schweizerischer Mix war. Wir waren uns alle schon vorher begegnet und wussten daher, dass wir häufigere und längere Pausen bevorzugen als die andere Truppe. Ein zweites Frühstück mit Keksen und Trockenfrüchten ist ein Muss und bei der tollen Landschaft hält man auch gerne Mal für das ein oder andere Foto an. Zuerst kamen wir zügig voran, doch ein ungeplanter Zwischenstopp, unser Frontgepäckträger war gebrochen, kostete viel Zeit. Bastelarbeit und Erfinderreichtum führten zu einem provisorischen und dennoch hoffentlich langlebigen Ergebnis. Wir verlagerten etwas Gewicht nach hinten und setzten unseren Weg fort.


In unserer Mittagspause trafen wir auf ein Paar aus der Schweiz, sowohl wir als auch Max und Beth hatten die beiden unabhängig voneinander schon mindestens einmal getroffen. Die beiden sind mit dem Auto unterwegs und hatten ein paar hilfreiche Informationen parat. Der Nachmittag zog sich etwas, hatten wir uns doch zum Ziel gesetzt zu Louis und Claudia aus Portugal aufzuschließen, welche circa 85 Kilometer entfernt von Khorog auf uns warteten. Nach einem kurzen Zwischenstopp an einer heißen Quelle erreichten wir ein Restaurant mit Unterkunft und all den anderen Radfahrer. Müde waren wir froh uns nicht um essen kümmern zu müssen und starten am nächsten Morgen als Team Portugal – England – Deutschland.
Wir waren noch nicht lange unterwegs, da passierte es. Claudia war für einen Moment unaufmerksam, verlor die Kontrolle und stürzte. Der Schreck war groß und Claudia hatte Schmerzen in der Schulter. Beth, von Beruf Ärztin, versuchte etwas zu ertasten, konnte aber nichts feststellen. Das führte zu dem Entschluss, die beiden zurück zu lassen und im 20 km entfernten Ort ein Taxi zu organisieren. Als wir dort ankamen und die beiden anriefen, hatten diese schon ein Auto anhalten können. Da wir also nichts weiter tun konnten, suchten wir ein Restaurant fürs Mittagessen. Danach begegneten uns die Portugiesen wieder. Das Dorf hatte tatsächlich ein Krankenhaus und Claudia zahlte 20 Sumoni (entspricht 2 Euro) für eine Röntgenaufnahme. Ergebnis: gebrochenes Schlüsselbein und sechs Wochen kein Radfahren. Eine große Enttäuschung für die beiden, die sich erstmal wieder auf den Rückweg nach Khorog machten.
Wir fuhren weiter durch den landschaftlich tollen Wakhan Korridor mit ersten Ausblicken auf den Hindukush. Am Ende des Tages fanden wir einen schönen Zeltplatz, direkt neben einem Bewässerungskanal, welchen wir als Dusche nutzen.

Der nächste Radtag war kurz und dennoch anstrengend, was der schlechten Straße geschuldet war. Am Nachmittag besichtigten wir eine Festung aus dem 7. Jahrhundert und entspannten in der heißen Quellwasser der Bibi Fatima Quelle.

Unser Weg führte uns weiter entlang des Panj nach Langar, die letzte Möglichkeit um sich mit Lebensmitteln für die nächsten drei Tage einzudecken. Vor allem Instant Nudeln für die Mittagspause, Snickers und Kekse galt es aufzufüllen. Viel mehr Auswahl geben die kleinen Märkte meist auch nicht her. Und dann begann es richtig bergauf zu gehen. Auf teilweise steilen und unbefestigten Wegen machten wir Höhenmeter um Höhenmeter. Manchmal auch das Tandem schiebend. Die Ausblicke, besonders von unserem Campingplatz, waren einfach wunderbar und eine gute Belohnung für all die Anstrengung.

Auch am nächsten Tag ging es weiter bergauf, und nicht nur die Landschaft, auch die Anstrengung in der Höhe raubten uns ganz schön den Atem. Unsere Zelte stellten wir auf 4050 m ü. NN auf, wuschen uns im frischen Wasser eines Baches und bekamen Gesellschaft von vielen Kühen und Eseln.

An Tag drei des Anstiegs war es endlich soweit, wir erreichten die Passhöhe auf 4344 m ü. NN. Über holprige Wege, teilweise Waschbrett und sandige Passagen rollten wir etwas bergab und erreichten die asphaltierte M41. Das Gefühl nach Tagen wieder leise und schnell über Asphalt zu rollen war ein Genuss. Das Landschaftsbild litt keinesfalls darunter und am Abend erreichten wir nach drei Tagen im Nirgendwo Alichur (3800 m ü. NN). Viel zu bieten hatte es nicht. Aber unser Homestay schaltete abends immerhin für eine Stunde den Generator an und für einen Euro extra bekam man einen Kessel kaltes und einen Kessel, mit Yakmist aufgeheiztem, heißem Wasser. Zusätzlich ein Krug zum Schöpfen und fertig war die Dusche.
Die Einheimischen gönnen sich diesen Luxus übrigens einmal pro Woche. Fließend Wasser gibt es nämlich nicht. Die Toilette war wie immer im Pamir ein Loch im Boden und zum Hände waschen kippte einem der Hausherr aus einer Art großer Teekanne im Hof Wasser über die Hände. Obwohl wir noch in Tajikistan waren, sind die dort lebenden Menschen ethnische Kirgisen. Wir waren völlig überrascht wie anders die Menschen auf dieser Seite des Passes im Vergleich zu den Tajiken aussehen. Der Kargush Pass, den wir überquert hatten, markiert die ethnische Grenze und so waren wir im kirgisischen Tajikistan angekommen.