Osh – Song Kul See (31.07 – 05.08)
Nach drei Tagen Erholung in Osh setzten wir unseren Weg fort. Wieder gemeinsam mit Beth und Max, doch diesmal erst ein Stück mit dem Taxi. Beziehungsweise hatten wir ein Taxi für drei Fahrräder und vier Personen bestellt. Es kam ein Kombi in dem wir gerade so mit Tandem, Gepäck und Fahrer Platz fanden und so wurden aus einem Taxi zwei. Wir waren jedoch froh den Aufwand betrieben zu haben (die Strecke war stark befahren) und nach einigen Самса (gefüllte Teigtaschen) unsere Reise auf einer wenig befahrenen Straße fortzusetzen.
Trotz der wiederum schönen Landschaft, vorbei an Sonnenblumenfeldern und die Bergrücken am Horizont im Blick, machte uns die Hitze zunächst noch etwas zu schaffen. Dennoch radelten wir bis spät am Abend, da es nicht einfach war einen schönen Zeltplatz zu finden.
Der Schotterweg führte uns vorbei an grünen Wiesen und vielen Wildblumen. Außerdem fühlten wir uns noch immer müde. Daher zogen wir in Erwägung den kommenden Pass hinauf zu trampen. Wir hatten bereits die Hälfte geschafft, als sich dann doch noch eine Möglichkeit zur Mitfahrt ergab. Max und Beth hatte allerdings der Ehrgeiz gepackt ohne Hilfe ganz nach oben zu fahren. Mit dem Versprechen oben auf die andern beiden zu Warten ließen wir uns nach oben chauffieren um die Abfahrt wieder mit dem Fahrrad aufzunehmen. Als wir bergab rollten wurden wir schnell wieder zum Anhalten gezwungen. Der erste platte Reifen auf der gesamten Tour! Beim Ausbau des Rades stellte sich heraus, dass das jedoch nicht das eigentliche „Problem“ sein sollte. Die Radachse war einfach durchgebrochen und die Nabe wurde nur noch vom Spanner zusammengehalten. Erst dachten wir das könnte das Ende unserer Radreise sein, doch wir versuchten trotzdem weiter zu fahren und das funktioniert erstaunlich problemlos… lediglich die hintere Bremse lies sich nicht mehr verwenden. Scheinbar sind nicht nur wir, sondern auch unser Tandem etwas müde. Unsere Lieblingsengländer schlossen wieder auf und gemeinsam schlugen wir nach weiteren 20 Kilometern die Zelte auf.
Den nächsten Radtag beendeten wir bereits zur Mittagszeit in Kazarman in einem netten Homestay, nachdem wir am Vormittag viel Staub der mit frisch gemähten Heu beladenen LKWs abbekommen hatten. Beth und Max zog es noch etwas weiter, doch wir waren uns sicher den beiden bald wieder zu begegnen.

Wir fassten den Beschluss am nächsten Tag nicht mit dem Rad, sondern mit dem Auto weiter zu fahren und stellten uns am Ortsrand von Kazarman mit im 45° Winkel ausgestrecktem Zeigefinger an die Straße (Allgemeine „Tramp“-Geste in Zentralasien). Nach 2 bis 3 Stunden wurde unsere Geduld auf der wenig befahrenen Straße belohnt und wir quetschen uns gemeinsam auf den mittleren Sitz eines Sprinters. Unser Tandem dagegen hatte den gesamten Laderaum für sich ;-).
Zwar war die Kommunikation nicht besonders einfach, aber wir schafften trotzdem ein wenig Smalltalk und bewunderten Familienbilder des Beifahrers. Dankbar ließen wir uns auf der Passhöhe absetzen und genossen Brot und Käse zum Mittagessen. Vorbei an den für Kirgistan so typischen Jurten und Pferdeherden bestaunten wir außerdem eine fantastische Aussicht. Am Abend suchten wir das nächste Guesthouse auf. Dort trafen wir auf Manu, sie radelt ungefähr unsere Route nur eben in die andere Richtung. Wir tauschten uns beim hausgemachten Abendessen über bereits gemachte (Rad-)Reisen aus und ließen uns dann zu dritt am nächsten Tag von unserem Gastgeber den nächsten Pass hinauf fahren. (Ja, wir sind etwas faul geworden nach dem Pamir, aber wir wollen niemand etwas beweisen, sondern das letzte Land, das wir mit dem Rad bereisen, genießen.)

Erst war er gar nichts zu sehen, da wir in einer Wolke hingen, doch dann erstreckte sich der Song Kul See vor uns. Dieser liegt auf circa 3000 m ü. NN und dementsprechend kühl war es, als wir bei wolkenverhangenem Himmel, Wind und Nieselregen aus dem Auto stiegen. Egal, wir sind ja nicht aus Zucker. Also Handschuhe, Regenhose und Regenjacke an und dann aufs Rad, Bewegung hält warm.
Bevor wir dann aber am Nachmittag richtig nass geregnet wurden, retteten wir uns rechtzeitig für wärmenden Tee und frisch gebackenes Brot in eine Jurte. In einer Regenpause stellten wir unser Zelt auf und hofften beim zu Bett gehen auf besseres Wetter am nächsten Tag.

Und dieser Wunsch ging in Erfüllung! Nach 20 Kilometern legten wir gemeinsam mit Manu die Räder am See ab. Wir verbrachten den Tag mit Kaffee trinken, schwimmen gehen, lesen, Reisetagebuch und Blog schreiben, leckerer Pasta mit Gemüse kochend und genossen den traumhaften Sonnenuntergang mit einer Tasse Tee in der einen Hand und einem Riegel Schokolade in der Anderen.