Song Kul See – Bischkek (06.08 – 11.08)
Am nächsten Morgen machten wir uns auf über einen kleinen Pass weg vom Song Kul See, während Manu ihre Umrundung fortsetzte. Auf Schotterwegen ging es erst bergauf und dann bergab, bis wir eine asphaltierte Straße erreichten und dort im Schatten einer Bushaltestelle Instant Nudeln zum Mittagessen kochten. Die gut ausgebaute Straße verlor recht schnell wieder ihren Reiz, waren wir doch die laut dröhnenden Motoren und das nett gemeinte Begrüßungshupen gar nicht mehr gewohnt. Der gute Straßenbelag ermöglichte aber ein schnelles Vorankommen und wir erreichten Kochkor am späten Nachmittag. Auf Empfehlung von anderen Radreisenden suchten wir ein kleines Guesthouse auf. Beziehungsweise sind wir uns ziemlich sicher, dass wir im Schlafzimmer des jungen Paares übernachtet haben, während diese mit ihrem Kind in der Küche nächtigten. Trotzdem fühlten wir uns so willkommen wie selten in bezahlten Guesthouses und freuten uns, diesen Tipp bekommen zu haben.

Unser Weg führte uns zum nächsten, zwar 1000 Meter tiefer gelegenen, aber viel größeren See. Dem Issik Kul. Man hat dort beinahe das Gefühl am Meer zu sein, immerhin ist der See elfmal so groß wie der Bodensee. Recht früh stoppen wir direkt am Wasser, abseits von Stränden, die mit kirgisischen Tagesausflüglern gefüllt waren. Nach ein paar erfrischenden Minuten im See genossen wir die Sonne und unseren schönen letzten Zeltplatz. Zur Dämmerung bekamen wir dann noch Gesellschaft von vielen Stechmücken.

Der nächste Radtag führte uns entlang der Südseite des Sees. Schon während unserer ersten Stunde im Sattel gerieten wir in mehrere brenzlige Situationen. Ein LKW drängte uns mit voller Absicht in den Straßengraben, wir mussten mehrfach die Straße verlassen, weil entgegenkommende Autos rücksichtslos überholten und passierten einen schweren Autounfall. Und so beschlossen wir nach 20 km Radfahren und ängstlichen Luftanhalten bei jedem überholendem Auto, umzukehren. Umzukehren, das hieß 60 Kilometer in die nächste Stadt zu fahren um von dort mit dem Zug nach Bischkek zu gelangen. Das bedeutete spontan aus diesem Tag den letzten Tag im Sattel zu machen und nicht wie ursprünglich geplant noch weitere 200 Kilometer entlang des Issik Kul zu fahren. Und das nur wegen dem respektlosen Verhalten einiger Autofahrer uns Radfahrern gegenüber. In keinen Land der Reise waren die Autofahrer so rücksichtslos unterwegs, wir wissen nicht genau weshalb die Kirgisen so herausstechen, allerdings ist Alkohol am Steuer in Kirgistan wohl nicht unüblich und die Polizei bestechlich. Da hatten wir uns auf den Schotterpisten um einiges wohler gefühlt, auch wenn die wenigen Autos dort ebenfalls keine Rücksicht genommen hatten.
So erreichten wir am Abend mit 6750 Kilometern auf dem Tacho Bischkek und damit das Endziel unserer Radreise. Ein Positives hatte unser verfrühtes Ende, Max und Beth waren noch in der Stadt und wir konnten bei einem gemeinsamen Abendessen gebührend das Ende der Radreise feiern und uns von den Zweien verabschieden, bevor sie ins Flugzeug nach Nepal stiegen.
Wir verpackten unser Tandem ebenfalls und einen sehr großen Teil unseres Gepäcks (Campingausrüstung inklusive Schlafsack, Kocher, Geschirr, Stühle, Daunenjacken etc.) und schickten diese Dinge schon einmal mit einem LKW in Richtung Polen. Wir hoffen das die Sachen dann wie geplant in einigen Wochen in Deutschland ankommen werden.

Jetzt auf einmal auf eine andere Art zu reisen wird sicher eine große Umstellung und vielleicht nicht mehr ganz so abenteuerlich und unabhängig wie mit dem Fahrrad. Wir haben kein Fortbewegungsmittel, kein Dach über dem Kopf und keine Küche mehr dabei und sind auf Bahn, Bus, Hostels, Hostelküchen und Restaurants angewiesen. Gleichzeitig freuen wir uns auf etwas mehr Komfort in Form von täglich fließendem Wasser und ähnlichem Luxus.
Den Blog werden wir bis zum Ende unserer Reise weiterführen, wenn auch weniger detailliert. Die nächsten sechs Wochen soll es über Kasachstan nach China gehen, bevor wir die Rückreise antreten werden.