Bishkek – Peking (12.08 – 04.09)
Nach ein paar entspannten Tagen in Bishkek machten wir uns auf ins nahe gelegene Kasachstan und zwar nach Almaty. Dort verbrachten wir über eine Woche, da sich die Ankunft unseres China Visums verzögerte. Wir nutzten die Zeit für zwei Ausflüge in die kasachischen Berge zum Wandern, Kaffee trinken in den vielen modernen Cafés, Rundgängen durch die Stadt. Außerdem ließen wir das Treiben der Einheimischen auf uns wirken. Almaty ist eine reiche Stadt und man fühlte sich beinahe wie Zuhause was Infrastruktur, Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants betrifft. Faszinierend fanden wir auch das vielfältige Aussehen der Kasachen. Von russigstämmigen Blondhaarigen bis zum typisch asiatischen Aussehenden ist alles vertreten.
Als uns das nötige Dokument endlich erreichte, verließen wir gleich am nächsten Morgen die Stadt in Richtung chinesischer Grenze. Wir waren gespannt darauf, noch einmal in eine uns fremde Kultur einzutauchen und wie uns nach so langer Zeit das Reisen ohne Fahrrad gefallen würde.
Nach einer anstrengenden Bus und Zugfahrt (für den Nachtzug gab es nur noch unbequeme Sitzplätze) und einem problemlosen Grenzübergang erreichten wir nach circa 22 Stunden Urumqi. Wir hatten es schon von anderen gehört, trotzdem waren wir vom Polizeiaufgebot in der Stadt negativ überrascht. Auf der Straße sah man einige Panzer, um zum Bahngleis zu gelangen musste man durch zwei Sicherheitskontrollen und durfte eigentlich weder Sprühdeo, noch Taschenmesser mit in den Zug nehmen und außerdem musste man durch trinken aus allen mitgeführten Flaschen nachweisen, dass der Inhalt wirklich der Aufschrift entsprach. Wir schafften es im zweiten Anlauf dann zum Glück doch unsere Taschenmesser durch die Kontrolle zu schmuggeln. Dieser Kontrollwahn ist aber nur in dieser Provinz des Landes so extrem, da dort viele Minderheiten leben, die in Schach gehalten werden sollen. Kontrollen gibt es dennoch überall viele, meist sind diese aber eher ein Witz.
Wir verließen diese erste Stadt mit circa 3 Millionen Einwohnern (es gibt circa 260 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern in China) und nahmen einen Schnellzug welcher uns innerhalb von 12 Stunden in das fast 1700 km entfernte Langzhou brachte (circa Frankfurt – Athen). Von dort fuhren wir nach Xiahe, eine Kleinstadt auf beinahe 3000 m ü. NN an der Grenze zu Tibet. Im Gegensatz zur Provinz Tibet kann man hierher auch ohne Guide hinreisen und so einen Eindruck von Tibet bekommen. Der Ort beherbergt ein tibetisches Kloster. Dort leben um die 2000 Mönche und viele Pilger besuchen den Ort um entlang der tibetischen Gebetsmühlen zu laufen und diese zu drehen, während sie das immer gleiche Gebet sprechen. Uns gefiel die Atmosphäre sehr gut. Wir beobachteten lange die Pilger und Mönche bei ihren Runden durch den Ort und das Kloster.
Unsere nächste Station war Xi’an. Von dort aus besichtigten wir die Terrakotta Armee, einerseits fanden wir die Ausmaße dieses Mausoleums, das der erste chinesische Kaiser für sich errichten ließ, unglaublich. Schätzungsweise ließ er mit sich im Jahr 210 v. Chr. 8000 detailliert gefertigte Terrakotta Soldaten begraben. Andererseits sind wir uns nicht sicher, ob die Besichtigung uns den recht hohen Eintrittspreis wert war. Wir sind eben mehr für Natur als für Kultur zu begeistern. Abends schlenderten wir durch die Gassen des lebendigen und mit zahlreichen Essensständen ausgestatteten, muslimischen Viertels. Seit wir in China sind spielt für uns Essen wieder eine große Rolle. Es gibt, ganz anders als in Zentralasien, eine riesige Auswahl, es ist günstig und schmeckt sehr lecker.
Von Xi’an ging es weiter nach Pingyao. Dies ist eine kleine Stadt mit gut erhaltener Altstadt aus der Ming Dynastie. Wir genossen, dass alles fußläufig zu erreichen ist und beobachteten die vielen chinesischen Touristen und lächelten auf jedem Foto, welches auf Nachfrage oder auch ungefragt von uns gemacht wurde.
Nach einer Übernachtung nahmen wir erneut den Zug, diesmal in das riesige Peking. Highlight war eine Wanderung auf der chinesischen Mauer, da wir dort dem Großstadttrubel entfliehen konnten. Wir wanderten gute zwei Stunden und begegneten nur 5 Leuten, was wahrscheinlich daran lag, dass dieser Mauerabschnitt nicht restauriert ist und dadurch relativ verwildert. Weitere Höhepunkte der Hauptstadt waren der Besuch eines Restaurants, das für seine Peking Enten bekannt ist und unsere Spaziergänge durch die Stadt, vor allem durch Hutongs (schmale Gassen mit alten, meist nur einstöckigen Häusern). Wir registrierten etwas verwundert manche Eigenheiten der Chinesen. Dass auf die Straße spucken in der Öffentlichkeit okay ist wussten wir ja (können uns trotzdem keineswegs damit anfreunden), aber das Kleinkinder egal wo einfach ihre Hosen herunter lassen oder diese sowieso im Schritt nicht zu genäht ist und dann dort hin pinkeln (mitten in der Fußgängerzone), das finden wir schon etwas gewöhnungsbedürftig. Vor allem, weil es in den Städten an öffentlichen Toiletten nicht mangelt. Und es gehört zum Alltag, dass, wenn es zu warm wird, Männer einfach ihr T-Shirt hoch ziehen. So bekommt man in Fußgängerzonen oder auch am Busbahnhof immer etwas geboten, denn je größer der Bauch, desto besser hält das T-Shirt.